Der NLB Liga-Splitter

Der NLB-Liga-Splitter

Die Nationalliga B durchlebte eine intensive Transferphase. Denn viele Verstärkungsspieler aus dem Ausland wechselten in die zweithöchste Liga der Schweiz. In der NLB ist es inzwischen zur Normalität geworden, Ausländer zu engagieren. Aktuell sind nicht weniger als 27, weitere 14 Spieler sind Doppelbürger. Auf dem Transfermarkt am aktivsten war Zug United. Das finnische Trainergespann Riihimäki/Leinonen kann auf drei Landsleute zurückgreifen. Das Trio wird angeführt von Panu Kotilainen, Nationalspieler und finnischer Meister. Die anderen Spieler aus dem hohen Norden heissen Aki Hietanen (von Uster) und Matti Vapaniemi (Kloten-Bülach). Mit diesen individuell überragenden Qualitäten kann der Meistertitel in der NLB nur über Zug führen. Etwas dagegen haben dürfte Ad Astra Sarnen, die mit Tatu Eronen ebenfalls einen ehemaligen finnischen Nationalspieler in ihren Reihen wissen. Letzte Saison kam der 28-Jährige für den UHC Thurgau auf 33 Tore in der Qualifikation. Dank Janne Kainulainen verfügen die Obwaldner über zwei starke Finnen. Ebenfalls ein vielgenannter Favorit ist Thurgau. Die Ostschweizer haben Simon Sedin aus der schwedischen Superliga verpflichtet. Ein weiterer Schwede (Strandljung), der Finne Olli Oilinki und der Schweizer Goalgetter Luca Altweg geben der Thurgauer Offensive noch mehr Kraft.Der letztjährige NLB-Meister Davos wird ebenfalls ein Wort um die Spitze mitreden. Das Kader ist mit dem tschechischen 1,90-Meter-Hünen Soukup und drei jungen Spielern aus Malans sicher nicht schlechter geworden. Davos setzt sechs Ausländer: Drei Tschechen, zwei Italiener und ein Österreicher stehen im Kader der Bündner. Langenthal-Aarwangen versucht sich derweil mit zwei Tschechen, Sarganserland mit dem langjährigen tschechischen Nationalspieler Vojtech Skalik. Olten läuft auf mit dem gefährlichen deutschen Bürderpaar Dominic und Manuel Mucha, die zusammen an die 100 Skorerpunkte erreichen können.Den grössten Transfercoup verkündete jedoch Ticino. Alexander Andersson (SWE) dürfte spielerisch, sicher aber auch optisch auffallen. Die Fähigkeiten des Glatzkopfs mit langem, rotem Bart sind unbestritten. Als Aussenseiter – mit Ambitionen auf die Play-offs – agieren Jona-Uznach, Schüpbach und die Red Devils – alle haben keine namhaften Ausländer im Kader. Prognosen sind jedoch schwierig, es dürfte ein offener Schlagabtausch werden.

Die Red Devils gehören zu den Klubs der Nationalliga B, die für die kommende Saison keinen Spieler aus Skandinavien oder Tschechien verpflichtet haben.Auch in der Vergangenheit fand man auf der Kaderliste der Roten Teufel nie den Namen eines namhaften ausländischen Spielers. Rino Bartolo, einst in der italienischen Nationalmannschaft, Armands Veiksa, lettischer Nationalmannschaftsspieler und nun der schweiz-polnische Doppelbürger Pawel Heyne sind die einzgen ausländischen Spieler, die in der Devils-Geschichte in der ersten Mannschaft waren. Mit Daan van Welie kommt heuer ein Eigengewächs mit holländischem Pass hinzu. Aus dem hohen Norden kam aber noch nie einer. Ist dies Teil der Vereinsstrategie? Oder kann sich der Klub schlicht und einfach keinen Ausländer leisten? Können die Red Devils so in der Nationalliga B überhaupt bestehen? Oder wird der Wert von ausländischen Verstärkungen generell völlig überbewertet? Philipp Keller, Präsident der Red Devils, nimmt Stellung.

Mit Philipp Keller (Prädident) sprach Andreas Buser (Vereinsmagazin-Redaktor und Spieler)

Wieso wechselte Alexander Andersson zu Ticino Unihockey und nicht zu den RedDevils – etwa wegen des wärmeren Klimas?

Philipp Keller: Ticino Unihockey hat bereits Erfahrung mit der Verpflichtung von Ausländern. Wie es dem Verein gelingt, Jahr für Jahr gute Ausländer ins Tessin zu locken, weiß ich nicht. Vielleicht ist das warme Klima tatsächlich ein Anreiz für die Spieler; vielleicht auch die Möglichkeit, Italienisch zu lernen.

Die Red Devils haben noch nie einen Ausländer verpflichtet. Warum nicht?

In erster Linie sind die hohen Kosten zu erwähnen, die gegen einen Transfer eines Ausländers sprechen.Man muss einen grossen Aufwand betreiben für die Auswahl eines geeigneten Spielers - und für dessen Integration ins neue Umfeld. Zudem ist es nicht ganz einfach, für den Spieler einen Arbeitsplatz zu finden.

Ist es denkbar, dass die Red Devils in Zukunft einmal einen Schweden, Finnen oder Tschechen verpflichten?

Denkbar ist dies sicher, aber eine überstürzte Handlung werden wir diesbezüglich ganz sicher nicht machen.

Was müsste der Verein berücksichtigen, wenn man tatsächlich einen Ausländer verpflichten möchte?

Das Risiko müsste sehr gut abgeschätzt werden. Das Vereinsbudget dürfte nicht zu stark belastet werden. Ausserdem müsste sich ein Ausländer auch sonst in den Verein einbringen können, zum Beispiel als Juniorentrainer.

Kann der Klub in der Nationalliga B ohne ausländische Verstärkung überhaupt bestehen?

Wir haben schon bei den letzten drei „NLB-Abenteuer“ bewiesen, dass dies möglich ist. Das beste Beispiel, dass man mit einem Ausländer nicht automatisch Erfolg einkauft, ist für mich ULA (Unihockey Langenthal Aarwangen). Dieser Klub hat in der Vergangenheit schon oft gute Ausländer verpflichtet und ist dann doch in den hinteren Regionen der Tabelle gelandet. Dies zeigt mir, dass ausländische Spieler zwar eine Verstärkung sein können, aber, wenn sie nicht ins Team passen, auch zur Belastung werden und Unstimmigkeiten verursachen können.

Wie halten Sie ganz generell davon, dass es schon fast zur Normalität geworden ist, dass Nationalliga-Vereine Ausländer verpflichten?

Bei einem Ausländer, der sportlich und vom Charakter her ins Team passt, kann es einem Verein sehr viel bringen. Das Team profitiert und die Mitspieler können sich etwas abschauen. Ausserdem kann der Spieler bei der Mitarbeit im Juniorenbereich eingesetzt werden. Zu bedenken gibt es allerdings auch, dass die Nachhaltigkeit je nachdem nicht gegeben ist. In den meisten Fällen planen die ausländischen Spieler ja, nicht, sehr lange in der Schweiz zu bleiben.