Aus zwei mach eins

Die beiden Präsidenten Philipp Keller (links) und Christoph Hensel wollen den Unihockeysport in der Region weiterbringen.
Die beiden Präsidenten Philipp Keller (links) und Christoph Hensel wollen den Unihockeysport in der Region weiterbringen. Foto Franz Feldmann

Die beiden Unihockeyclubs Tuggen-Reichenburg und die Red Devils aus Altendorf streben eine Fusion auf nächste Saison an. Alle Mitglieder wurden von ihren Vorständen mit einer E-Mail informiert.

Artikel aus dem March Anzeiger vom 3. Januar 2023

Eine am Ende letzten Jahres an alle Mitglieder der beiden Unihockeyclubs Tuggen-Reichenburg und Red Devils Altendorf versandte E-Mail lässt auforchen. «Die Red Devils und der UHCTR denken über eine Fusion nach», ist im Titel zu lesen. Ungewöhnlich ist nicht die Fusion zweier erfolgreicher Sportklubs, sondern die Tatsache, dass nicht hinter verschlossenen Türen etwas beschlossen wird, das später die entsprechenden Mitglieder an einer ausserordentlichen GV einfach absegnen dürfen. «Uns war immer klar, dass wir unsere Mitglieder von Beginn weg offen und ehrlich informieren», so Philipp Keller, Präsident der Red Devils.

Auch sein möglicher Fusionspartner Christoph Hensel, Präsident von Tuggen-Reichenburg, sieht das genau gleich. Ein weiteres Anliegen ist Philipp Keller ebenfalls enorm wichtig. «Es ist mir ein ganz besonderes Anliegen, dass wir als grösserer Klub einen sogenannt ‹Kleinen› nicht einfach schlucken wollen.» Es war der Obermärchler Unihockeyclub, der in den letzten Jahren das Gespräch mit den Red Devils gesucht hat. «Wir sind weit entfernt davon, uns bei Tuggen-Reichenburg einfach mit Spielern bedienen zu wollen», so Keller weiter.

«Im Zentrum steht, dass wir möglichst optimale, regionale Strukturen schaffen wollen, damit junge Spieler durchgehend bis zu ihrer höchsten Stufe hier trainieren und spielen können», erklärt Hensel. «Angedacht ist, dass das Angebot für die Jüngsten in den Gemeinden aufrechterhalten bleiben soll.»

Fruchtbare Zusammenarbeit besteht bereits

Eine vertiefe Zusammenarbeit der beiden Unihockeyvereine kommt auch nicht ganz aus dem Blauen. Schon seit vielen Jahren arbeiten die beiden Klubs erfolgreich zusammen. Spieler wechseln von einem Klub zum anderen. Der Austausch in beide Richtungen hat sich bereits bewährt. So ist eine Fusion «der nächste logische Schritt», wie Keller betont.

Seit 2018, als die vertiefte Zusammenarbeit in einem umfassenden Konzept festgehalten worden ist, und in dem auch eine Zusammenarbeit mit Greenlight Richterswil beinhaltet ist, trainieren die jüngsten Unihockeyaner ab der Unihockeyschule bis zu den C-Junioren bei ihrem Stammverein, bevor die ambitionierten Jugendlichen im U16-Alter bei den Red Devils zu einer Mannschaft zusammengefasst werden und dort auch die U18- wie auch die U21-Stufe durchlaufen.

Die Lücken schliessen

Das primäre Ziel ist es, dereinst einen Platz im NLB-Team der Red Devils oder in einem Leistungsteam der beiden Partnervereine zu schaffen. So der Status quo. Diese Zusammenarbeit seit vier Jahren hat erste grosse Erfolge mit sich gebracht. Die U16 der Devils stieg in die höchste Spielklasse der Schweiz auf. Die TuRi-Herren schaffen die Promotion in die 2. Liga.

«Um als Verein langfristig erfolgreich bestehen zu können, ist es wichtig, in allen Ligen eine Mannschaft vertreten zu haben», sind sich sowohl Keller wie auch Hensel bewusst. Eine regionale Struktur kann da in Zukunft helfen. Es spielt wie überall im Sport auch im Unihockey der Pyramiden-Efekt. Nur bei einer grossen Breite schaffen es ein paar wenige Spieler an die Spitze. «Nach der Fusion wären wir nicht mehr so dringend auf einzelne Jahrgänge angewiesen», hoffen Hensel und Keller. Es entstehen in der Entwicklung und beim Aufbau eines Top-Teams viel weniger Lücken. Lücken, die bei der Grösse von Tuggen-Reichenburg und auch der Red Devils bisher unvermeidlich waren.

Foto Franz Feldmann

Nicht nur Spitzenspieler

«Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir in unseren Klubs nicht nur Spitzenspieler haben», so Keller weiter. Es muss für jeden möglich sein, entsprechend seinem Spielniveau einen Platz zu finden. «Alle unsere Mitglieder sind wichtig. Egal, ob sie in einem Spitzenteam spielen oder nur zum Plausch ihrem Hobby frönen wollen.» Hätte man nur die Spitze im Auge, würden viele Mitglieder vergrault oder abgeschreckt, wissen beide Präsidenten. «Aber wir brauchen auch Trainer und Schiedsrichter.» Das sei bei einem breiten Mannschaftsangebot für alle eher machbar.

Auch administrativ kann mit einer Fusion einiges einfacher werden. Bisher war es sowohl administrativ und auch finanziell aufwendig, Spieler mit einer Doppellizenz auszustatten. Diese Lizenz gibt Spielern die Möglichkeit, in zwei Klubs zu spielen, was insbesondere bei jungen Spielern, die zwar im Kader eines Spitzenteams sind, aber wenig eingesetzt werden, sehr oft Sinn macht.

Administrativer Aufwand ist gross

Der Unihockeyboom in der Schweiz macht vor der March und den Höfen nicht Halt. So wachsen auch die Anforderungen an die Vereine immer mehr. Die Geschäftsstelle der Red Devils ist bereits mit einer 20-Prozent-Stelle besetzt. Namentlich in personeller und auch in finanzieller Hinsicht könnte eine Fusion in gewissen Punkten eine Erleichterung ermöglichen.

«Mit der Fusion können wir uns da auch einen rechten Aufwand ersparen.» Geld, das an anderer Stelle besser eingesetzt werden kann. «Denn wir dürfen nicht vergessen. Reich wird man in der Schweiz mit Unihockey nicht, kann den Lebensunterhalt nicht damit bestreiten. Es ist immer noch ein Hobby», so Keller. Auch im Unihockey wächst das Geld nicht auf den Bäumen, man muss haushälterisch mit den wenigen Ressourcen umgehen.

Die beiden Vereine haben bereits erste Gespräche mit den Behörden geführt. Auch die sind wichtig. Vor allem, wenn es darum geht, Trainingszeiten in den Hallen zu bekommen. Was bislang für jeden Verein einzeln funktioniert hat, soll bei einem neuen, regionalen Verein nicht zum Nachteil werden. Oft bekommen nur die Ortsvereine in der March und den Höfen einen Platz in der entsprechenden Halle, aussenstehende Klubs müssen hinten anstehen. Dieses Problem muss gelöst werden, wollen die beiden Vereine bald zu einem zusammenwachsen.

Ambitionierter Zeitplan

Und wie soll der neue Verein dereinst heissen? «So weit sind wir noch nicht», sagen sowohl Keller wie auch Hensel. Aber von aussen betrachtet scheint klar, dass es wohl keinen Sinn macht, die Marke «Red Devils» verschwinden zu lassen.

Wie sieht der Zeitplan aus? «Wir sind mit einem sportlich ambitionierten Ziel unterwegs», so die beiden Präsidenten. Heisst: Bis Ende März muss beim Unihockeyverband die Anmeldung erfolgt sein. Bis dahin müssen zwei ausserordentliche GVs die Fusion absegnen. Sollte dies passieren, wartet auf den neuen Grossklub mit bis zu 800 Mitgliedern enorm viel Arbeit, bis der erste Matchball im nächsten Sommer rollt.